Der Lichtmacher unter den Pflanzen - der echte Steinklee
- Sanja

- 22. Juni 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. März 2023
Melilotus officinalis
Honigklee, Gewöhnlicher Steinklee, Gebräuchlicher Steinklee, Echter Steinklee, Bärenklee, Mottenklee, Melilotenklee, Goldklee, Schotenklee, Mottenkraut, Wetterklee, Siebenzeit

Der Steinklee ist nicht gerade die bekannteste Pflanze, selbst in der Heilpflanzenkunde. Es gibt grössere Stars wie die Echinacea oder die Calendula. „Auflösung und Verflüssigung“ sind laut Roger Kalbermatten die Hauptwesenheiten der Pflanze und die rationale Phytotherapie gibt ihm Recht. Denn der echte Steinklee hat sowohl von der Kommission E als auch von der ESCOP und der HMPCP eine Monografie erhalten: Er verbessert nicht nur die Fliesseigenschaften des Blutes, insbesondere den venösen Rückfluss, er ist als eine der wenigen Pflanzen auch lymphokinetisch, unterstützt somit den Lymphstrom und den Abfluss der Lymphe. Meiner Meinung nach ist der Honigklee mit seinen heilenden Eigenschaften die Lymphpflanze Nummer 1! Schon seine äussere Erscheinung zeigt das auflösende Wesen des Steinklees. Obwohl er bis zu einem Meter hoch wachsen kann, sind seine unzähligen Blüten sehr klein, zudem verlieren sie sehr rasch ihre gelbe Farbe und verblassen, dazu kommen die vielen kleinen Blätter und die unzähligen, stark verzweigten Stängel. Der echte Steinklee hat eine Leichtigkeit, wie Schilf oder Gräser, wiegt er sich im Wind.
Der lateinisch-botanische Name „Melilotus“ leitet sich von Griechisch „meli“ (=Honig) und „lotos“ (= Klee im weiteren Sinne) ab, bedeutet also „Honigklee“, ein idealer Name für eine Pflanze mit intensiv duftenden Blüten und kleeblattähnlichen Blättern. Und in der Tat: Die zahlreichen hellgelben Blüten sind eine vorzügliche Bienenweide. Wie bei der Ringelblume oder der Melisse weist „Officinalis“ auf die traditionelle medizinische Verwendung der Pflanze hin. Der Steinklee ist somit eine sehr alte Arzneipflanze, denn die „offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und „officinalis“ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich. Der deutsche Name „Steinklee” nimmt Bezug auf die bevorzugten Standorte (steinige Weg- und Ackerränder) sowie auf die dreizähligen Blätter, ähnlich wie die Kleeblätter.
Inhaltsstoffe
Cumarinderivate in Form der Glykoside (zum Beispiel Melitosid, Melilotin)
Flüchtiges, freies Cumarin
Flavonoide
Saponine
Gerbstoffe
Schleime
Wenig ätherisches Öl
Heilwirkung
antiödematös (abschwellend) bei entzündlichen Ödemen und Stauungsödemen
lymphabflussfördernd
steigert den venösen Rückfluss, venentonisierend
antiexsudativ (vermindert die Kapillardurchlässigkeit): durch Zunahme des venösen Rückflusses, v. a. durch Verbesserung des Lymphflusses
gewebskräftigend und gefässwandstärkend
entzündungshemmend
Beschleunigung der Wundheilung (im Tierversuch)
fördert die Fliesseigenschaften des Blutes
beruhigend, krampflösend, schlaffördernd
schmerzlindernd
Indikationen
Rationale Phytotherapie (Kommission E):
innerlich: chronisch venöse Insuffizienz (v. a. bei Schmerzen, Schweregefühl in den Beinen, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz, Schwellung)
innerlich: adjuvant bei Thrombophlebitis, postthrombotischem Syndrom, Hämorrhoiden und bei Lymphstauungen
äußerlich: Prellungen, Verstauchungen, oberflächliche Blutergüsse
Rationale Phytotherapie (ESCOP):
symptomatische Behandlung von Problemen in Verbindung mit varikösen Venen, wie schmerzenden und schweren Beinen, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Schwellungen
Rationale Phytotherapie (HMPCP):
innerlich und äußerlich: Unterstützung bei Symptomen und Beschwerden schwerer Beine aufgrund kleinerer Durchblutungsstörungen
äußerlich: Symptomatische Behandlung von Prellungen und Verstauchungen
symptomatische Behandlung von Insektenstichen
Erfahrungsheilkunde
Lymphödeme, Lymphknotenschwellungen
Verhärtete Lymphknoten und Drüsenschwellungen (Kompressen)
Entzündliche Ödeme, rheumatische Gelenkschwellungen
Nervosität und Schlafstörungen
Entzündungen, Wunden, Geschwüre
Verhärtungen, innere Anspannung, Muskelverspannungen
Milchstau (verhärtete Milchdrüsen), geschwollene Mandeln
Sorgen, depressive Verstimmungen, bedrückende und scheinbar unlösbare Probleme
Reinigungs - und Ausleitungskuren (Entgiftung über die Lymphe)
Geschwollene, entzündete Gelenke, rheumatische Schmerzen
Augen- und Ohrenentzündungen
Nebenwirkungen
nicht bekannt, bei Überdosierung, in seltenen Fällen, Kopfschmerzen
Kontraindikationen
während der Schwangerschaft nicht einnehmen (aufgrund fehlender Untersuchungen zur Unbedenklichkeit)
Wechselwirkungen
nicht gleichzeitig mit gerinnungshemmenden (blutverdünnenden) Medikamenten (z. B. Marcumar) einnehmen
Tagesdosis
3-30 mg Cumarin (5-6 g Kraut), die Einnahme als Fertigarzneimittel mit einem standardisierten Mindestgehalt an Cumarinen ist empfehlenswert
Darreichungsformen
Wenn man frischen Steinklee anstelle von getrocknetem verwenden will, sollte man das Kraut zuerst ein paar Stunden trocknen, also „anwelken“ zu lassen. Auf diese Weise lösen sich die Cumarine von den Glykosiden (Zuckerbausteine) und die freigewordenen Duftstoffen riechen noch stärker und intensiver.
Verwendet wird das blühende Kraut:
Innerlich:
Tee (Infus): 1-2 TL (1,5-3 g Droge) auf 1 Tasse Wasser (150 ml), eher selten, da die empfohlene Tagesdosis von 3–30 mg Cumarin aufgrund des schwankenden Gehalts nicht garantiert ist
Tinktur: 3 x 20 Tropfen täglich / Ur-Tinktur (Ceres/DHU): 3 x 5 Tropfen täglich
Fertigarzneimittel: gibt es nicht, man kann stattdessen homöopathische Verdünnungen in Form von Einzel- bzw. Komplexmitteln oder Nahrungsergänzungsmittel verwenden, die Steinklee enthalten wie z. B. das Fertigpräparat Steinklee/Rote Weinrebe-Tabletten (Pileje Phytostandards) oder Steinklee-Trockenextrakt-Kapseln der Firmen „Methode Brigitte Kerner“ oder „Sports & Health“
Homöopathische Einzelmittel: Ur-Tinkturen von Ceres oder DHU, Gudjons, Spagyros
Homöopathische Komplexmittel: Biodolor Tabletten (Pflüger), Valeriana comp. Tropfen (Ceres), Melilotus Synergon Nr. 86 Tropfen (Kattwiga), Clauparest spag. Peka N Tropfen (Pekana), Capillaron Vertigo Tropfen (Fa. Madaus), Melilotus-Homaccord Tropfen (Heel)
Äusserlich:
Tee (Infus): 1-2 TL (1,5-3 g Droge) auf 1 Tasse Wasser (150 ml) für Umschläge -> Wundversorgung, schöne Gesichtshaut
Tinktur: 2-4 ml (1-2 TL) in 250-500 ml Wasser (150 ml) für Umschläge
Hydrolate, Salben, Öle: 20 g Drogen in 80-100 g Öl oder 30/40 g frisches Kraut in 80-100 g Öl
Kräuterkissen
Kräuterbrei
Fertigpräparat: Zelloran spagyrische Peka Salbe (Pekana)

Vorsicht beim Sammeln
Beim Steinklee sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man ihn selbst sammeln möchte. Zwei Gründe sind hier entscheidend. Zum einen sollten nur gesunde Pflanzen geerntet werden, sind die Blätter weiss bemehlt, Hände weg, denn das deutet auf Pilzbefall hin. Schimmelpilze können die Melilotsäure im Steinklee zu Dicumarol umbauen, einem Stoff, der die Blutgerinnung stark hemmt. Das ist gerade für Tiere oft lebensgefährlich, denn durch Schimmelpilze befallener Steinklee kann im Heu mehrere Jahre giftig sein. Besonders betroffen davon sind Rinder, Pferde und Schafe, diese Vergiftung wird auch als „sweet clover disease“ (Kleekrankheit) bezeichnet. Normalerweise geringfügige äussere Verletzungen können hierbei zu starken (auch inneren) Blutungen führen, die im schlimmsten Falle auch tödlich verlaufen können. Und zum anderen sollte man Steinklee nie bei starkem Sonnenlicht sammeln. Warum? Die Furanocumarine im Honigklee können in Verbindung mit Sonnenlicht zu heftigen Hautverbrennungen führen, sogar Verbrennungen 2. Grades können auftreten. Bei leichtem Sonnenschein entweder mit Handschuhen sammeln oder gleich danach die Hände waschen. Bei bewölktem Wetter ist das Sammeln unproblematisch.
Geschichte des Steinklees
Der echte Steinklee ist schon seit mehreren tausend Jahren als Heilpflanze bekannt. Im alten Griechenland waren Steinkleepflaster in Gebrauch, um hartnäckige Geschwüre und knotige Hautveränderungen zu erweichen. Bereits Theophrast, Hippokrates und Plinius benutzten die Blüten als Pflaster bei eitrigen Geschwüren, insbesondere der Augen, des Afters und der Geschlechtsorgane. So verwendete Hieronymus Bock den Honigklee äusserlich als geschwürerweichendes und schmerz-stillendes Mittel bei „hitzigen Augen“, Ohrenschmerzen, Uterusverhärtung und -schwellung. Der Kräuterarzt Matthiolus soll ihn zusätzlich bei Pilzinfektionen der Haut, als Auflage bei Magen- und Kopfschmerzen und innerlich bei Mundgeruch eingesetzt haben. Im antiken Griechenland war der Steinklee den neun schönen Musen geweiht, den Göttinnen der Künste und Wissenschaften, bei den Germanen der Liebes- und Frühlingsgöttin Ostara. So sollen germanische Frauen Kränze aus Honigklee gebunden und sie ins Osterfeuer geworfen habe, um der Göttin Ostara zu huldigen. Die Göttin Ostara gilt als ein Aspekt der Freya, der Göttin der Liebe und des Frühlings (ähnlich der antiken Göttin Venus/Aphrodite). Man nennt den Steinklee auch Marienpflanze, was die Verbindung zur Göttin Freya zeigt. Denn viele Pflanzen, die ursprünglich der germanischen Göttin Freya geweiht waren, wurden im Zuge der Christianisierung zu Marienpflanzen. So verwundert es nicht, dass der honigduftende Steinklee auch zu den „Bettstrohkräutern“ gehörte, auf denen Mütter ihre Kinder gebaren. Da sich der Duft so lange hält, wird der Steinklee heute gerne für Duftkissen verwendet. Mit den duftenden Blüten kann man auch prima Liköre, Desserts, Öle, Essig oder auch Tabak aromatisieren.























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