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Der grosse Reinemacher - der stinkende Storchschnabel

  • Autorenbild: Sanja
    Sanja
  • 14. Sept. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. März 2023

Geranium Robertianum


Ruprechtskraut, Herba Roberti, Robertskraut, Kindsmacher, stinkender Robert, Gottesgnadenkraut, Bockskraut, Niesskraut, Wanzenkraut, Warzenkraut, Rotlaufkraut, Himmelsbrot, Notbrot ...


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Es gibt sehr viele Storchschnabel-Arten wie den Wiesen-, Wald- oder Pyrenäen-Storchschnabel, doch nur ein Storchschnabel hat es in der Heilkunde zu etwas gebracht und auch noch der, mit dem eher unschönen Namen „Stinkender Storchschnabel“, auf Lateinisch „Geranium Robertianum“. Seine ätherischen Öle sind der Grund dafür, dass er für viele Menschen eher unangenehm riecht. Ich finde seinen Geruch gar nicht störend, würde es auch nicht als Gestank bezeichnen. Vor allem aber finde ich die rosa-violetten Blüten des Storchschnabels sehr schön.


Es ist generell eine sehr filigrane, zarte und auch eher unscheinbare Pflanze, denn sie wächst an Standorten, wo wir uns nicht so gerne aufhalten und wo wir deswegen auch nicht so recht hinschauen wie zum Beispiel in Hinterhöfen beim Kellerfensterschacht, neben den Mülltonnen, in Mauerritzen verlassener Gebäude oder auf verlassenen Brachflächen. Die Pflanze wächst natürlich auch an schönen Orten, wie Wäldern, Wasserläufen und Heckenrändern, doch sie ist immer ein bisschen unscheinbar oder fällt einem nicht sofort ins Auge. Die Schönheit des Stinkenden Storchschnabels eröffnet sich einem oft erst bei näherer Betrachtung.


Als Heilpflanze ist der Storchschnabel heute in Vergessenheit geraten, in der Schulmedizin und der rationalen Phytotherapie findet er keine Erwähnung, doch in der Erfahrungs- und Volksheilkunde ist die Pflanze ein Arzneimittel mit langer Tradition und hat sehr viele volkstümliche Namen wie Gottesgnadenkraut oder stinkender Robert. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit kannte man die Pflanze unter dem Namen Ruprechtskraut. Die Namensgebung soll auf den heiligen Ruprecht bzw. Robert (650-718) verweisen, den ersten Bischof und Landesheiligen von Salzburg. Er soll die Verwendung des Heilkrauts gelehrt haben und sich selbst mit dem Kraut geheilt haben. Andere leiten ihn vom althochdeutschen „rotbrecht“ ab, was so viel wie „rötlich glänzend“ bedeutet, ein Hinweis auf die rötliche Färbung der Pflanze.


Inhaltsstoffe

  • Gerbstoffe

  • Bitterstoffe

  • Ätherisches Öl (Geraniol)

  • Flavonoide

  • Anthozyane

  • Phenolsäure


Heilwirkung

  • lymphabflussfördernd

  • entgiftend

  • wundheilungsfördernd

  • desinfizierend

  • blutstillend

  • zusammenziehend

  • entzündungshemmend


Indikationen


Rationale Phytotherapie:

Der Storchschnabel hat leider keine Monografie erhalten, in der modernen Medizin ist er in Vergessenheit geraten, was sehr schade ist, ist er doch eine altbewährte Heilpflanze.


Volks- und Erfahrungsheilkunde:

  • Anregung des Lymphflusses

  • Entgiftungs- und Ausleitungskuren über die Lymphe

  • Steigerung der Fruchtbarkeit, Kinderwunsch

  • Hauterkrankungen (Ekzeme, Geschwüre)

  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum

  • Chronische Magen-Darm-Entzündungen, Durchfall

  • Insektenstiche

  • Durch Schock und dramatische Erlebnisse ausgelöste Krankheiten

  • Seelische Vergiftungen, Melancholie, Traurigkeit

  • Seelische Reinigung


Nebenwirkungen

  • bei Überdosierung kann es aufgrund der Gerbstoffe zu Magenbeschwerden kommen

  • die seelische Auflösungskraft kann sehr stark sein, darum zu Anfang vorsichtig dosieren, um Überforderungen bei der Aufarbeitung seelischer Blockaden und Traumata zu vermeiden (lange zurück gehaltene Tränen kommen in Fluss, dem sollte Zeit und Raum gegeben werden)


Kontraindikationen

Aus reiner Vorsicht, da es keine Forschungen in der rationalen Phytotherapie gibt, sollte man die Pflanze während der Schwangerschaft nicht einnehmen, evtl. auch bei Kindern unter 12 Jahren nicht anwenden.


Namensgebung

Der botanische Name des Storchschnabels „Geranium Robertianum“ heisst übersetzt „Robertsgeranie“. Der Begriff Geranium wiederum leitet sich vom griechischen geranos (= der Kranich) ab. Das gemeinsame Abzeichen der Pflanzenfamilie Geraniaceae (Storchschnabelgewächse) ist stets die Frucht, die einem Storchen-, Reiher- oder Kranichschnabel gleicht. Zum lateinischen Namen gibt es folgende Anekdote: Der Naturforscher Carl von Linné, welcher die wissenschaftliche Doppelbezeichnung für Gattungsnamen der Pflanzen- und Tierarten eingeführt hat, soll bei der Namensgebung seinen unsympathischen Bekannten Robert im Kopf gehabt haben, da er bei dem üblen Geruch der Pflanze an seinen stinkenden Bekannten denken musste.


Auf Serbisch oder Kroatisch heisst die Pflanze „Zdravac“, was frei übersetzt „der Gesunde“ bedeutet. Der Name kommt von „zdravlje“ (übersetzt: Gesundheit), ein wie ich finde gelungener Name für den heilkräftigen Storchschnabel. Weitere Volksnamen sind „pastirska iglica“ (Hirten-Nadel), „smrdljiva pastirska iglica“ (stinkende Hirten-Nadel), živa trava (lebendes Kraut) oder djevojačko oko (Mädchenauge).




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